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Kunst und Krisenmanagement

Kunstschaffende sind Krisenmanager

Krisen, auch wirtschaftliche, sind Chancen. Niemand weiß das besser als Kulturschaffende. Sie sind die perfekten Krisenmanager und Managerinnen.
Wahre Zwitterfiguren in einer durchstrukturierten Gesellschaft. Sie bewegen sich inmitten eines Spannungsfeldes zwischen Kunst und Wirtschaft. Zwei Pole, die bei näherem Hinsehen eigentlich zusammengehören.
Die künstlerische Arbeit setzt sich permanent mit der Auflösung und Neusortierung bestehender Strukturen auseinander. Perspektivwechsel sind an der Tagesordnung, permanente Veränderung ist ganz normal. Kunstschaffende sind wahre Alltagsnomaden. Kein Prozess gleicht dem anderen. Permanente Neuerfindung und Transformation. Die Genres sind facettenreich und so ist es nicht verwunderlich, dass wir nun von der konkreten Darstelleung von Mensch, Tier und Natur in die Abstraktion gewechselt sind.

Ein weiterer Schritt auf dem Weg ins unbekannte Land

Denn Abstarktion bedeutet auch ein Weg in die Freiheit. Frei sein von zermürbenden und veralteten Strukturen, die den Menschen krank machen. Das ist wichtig für unsere Wirtschaft, die mitten in einem Prozess der digitalen Transformation steckt. Bisweilen sind diese Prozesse sogar disruptiv, so dass uns der Boden unter den Füßen wegzubrechen droht.

Abstraktion ein wunderbares Stichwort für Veränderung

Malen wir also ein allegorisches Bild zum Thema. Dafür eignet sich das Bild des Suppe kochens. Gemüsesuppe beispielsweise. Wir nehmen Broccoli, Möhren, Sellerie, Erbsen, Bohnen und etwas Mais, fügen alles zusammen mit etwas Wasser und Gewürzen in einen Topf, halbe Stunde köcheln lassen und fertig ist die Mahlzeit. Beim Verzehr können wir sehen, was wir essen. Die Zutaten sind verifizierbar, also konkret. Fassbar, erklärbar. Vielleicht erzählt der Koch noch eine Geschichte, weil die Möhren im eigenen Garten nachhaltig angebaut wurden. Wir vertrauen dem Koch, weil wir sehen können, was wir essen.

Wie Suppe zur Kunst wird

Jetzt geht der Koch in den Abstrahierungsprozess über. Er nimmt den Mixer und püriert die Suppe. Geschmacklich dürfte keine Veränderung eintreten. Aber das bisher Sichtbare, eindeutige wird unkenntlich gemacht. Die Zutaten verschwimmen und verschwinden. Wir sehen nicht mehr, was wir essen.
Es ist, als wären wir plötzlich stark kurzsichtig. Nur der Koch weiß, was die Suppe enthält. Es wird rätselhaft. An dieser Stelle könnten wir uns bereits fragen, ob Suppe pürieren eine Kunst der Abstraktion ist. Handelt es sich hierbei um ein Kunstwerk? Wenn nicht, ab wann wird die Suppe zur Kunst? Wenn wir sie nicht essen? Oder wenn wir mit ihr die Wand bemalen? Wann ist Kunst eigentlich Kunst? Und was können künstlerische Prozess in der Wirtschaft bewirken? Wir leben im Zeitalter digitaler Transformation und Künstlicher Intelligenz. Wo geht denn eigentlich die Reise hin? Vertrauen wir dieser künstlichen Suppe?  Oder wirkt die künstliche Intelligenz nicht ähnlich abstrakt, wie ein modernes Bild an der Wand? Die KI dekoriert unsere Gesellschaft und Wirtschaft quasi um. Alles wird kompfortabler und rentabler. Wird es auch kälter? Oder haben wir jetzt wieder mehr Zeit für soziale Kontakte und Kunst und Musik , weil wir von harter Arbeit befreit werden?

Kunst und Wirtschaft kreieren ein neues Bild von Arbeit

Die Künstler können auf diese Fragen keine direkten Antworten geben. Aber sie könnten ihre Prozesse offenlegen. Strategien der Lösungsfindungen werden dann auf abstrakten Wegen angestrebt und nicht mehr in einer Zielgerade. Kunst wird dann wieder mit anderen Augen wahrgenommen. Nicht als schöne und profitable Wanddekoration, sondern als Ergebnis eines wichtigen Prozesses, der dem Menschen zu Gute kommt. Wir könnten einige Dinge hinterfragen. Ob es perspektivisch betrachtet zum Beispiel richtiger wäre, wenn man bei einem Wettbewerb die Medaille einfach umdreht. Bei 1000 Wettbewerbern sind dann 997 Plätze zu vergeben und nicht nur der 1. 2. und 3. Platz. Wir würden vielleicht mutiger, uns Dinge vorzustellen, an die wir uns normalerweise nicht herantrauen, weil sie uns unmöglich erscheinen. Abstraktion bedeutet Mut und Perspektivwechsel. Auch der Blick auf eine gewaltige Krise würde in ein neues Licht gerückt werden. Wir treten aus unserer Begrenztheit heraus und beleuchten die Fakten von allen Seiten gründlich.

Auf zu neuen Ufern

Es macht Sinn, dass Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen die künstlerischen Prozesse besser verstehen lernen. Es ist nicht nur der soziale Wärmeaspekt, der hier eine immanente Rolle spielt, sondern auch der gedankliche Prozess. Wie kommen wir auf abstrakten Wegen auf konkrete Lösungen. Das ist nicht mit wenigen Sätzen erklärbar. Es muss erfahrbar gemacht werden, damit wir es begreifen können. Künstler*innen und Künstler würden mit der Wirtschaft auf Augenhöhe gehen und gemeinsam ein neues Bild von Arbeit kreieren.
Autorin: Kim Kluge 03/2020

2 Antworten auf „Kunst und Krisenmanagement“

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